Keynote #Sichtbarkeit

„Die im Dunkeln sieht man nicht“ – die Rolle der Übersetzerin in der Medien- und Buchbranche

Auf dem deutschen Buchmarkt sind ausländische Lizenzproduktionen seit jeher ein enorm wichtiger Faktor, viele (gerade belletristische) Produktionen kommen aus den englischsprachigen Ländern, aber auch die romanischen, skandinavischen oder slawischen Sprachen sind stark vertreten. Durch den wachsenden Markt im Bereich Comics oder Mangas gelangen auch japanische, koreanische sowie arabische oder anderssprachige Autor*innen in die Buchhandlungen. Für all diese Bücher braucht es Menschen, die die Originalfassungen ins Deutsche übertragen. In den meisten Fällen sind dies Frauen, denn die Branche ist weiblich. Doch ähnlich wie bei Reiseführern, wo auf dem Titel oft nur die Destination steht, „verschwinden“ die Übersetzer*innen hinter den Autor*innen und dem Titel und tauchen erst im Innenteil auf. Dabei haben sie einen erheblichen Anteil am Erfolg des jeweiligen Buches, ohne sie gäbe es eine deutschsprachige Ausgabe schlicht und einfach nicht. Ihr Verständnis der jeweiligen Sprache, ihr Einfühlungsvermögen und ihre Kompetenz bezüglich Andeutungen, Ironie oder aktueller gesellschaftspolitischer Situation kann nicht einfach durch künstliche Intelligenz und Übersetzungsprogramme ersetzt werden. Wertschätzung der Übersetzungsarbeit bedeutet auch Wahrung von Rechten und Einforderung von fairer Honorierung. Dies gelingt am besten durch eine bessere Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit, denn „die im Dunkeln sieht man nicht“.

©Karin Krieger

Karin Krieger übersetzt vorwiegend erzählende und essayistische Texte aus dem Italienischen und Französischen. 1999 bis 2004 führte sie zur Wahrung ihres Urheberpersönlichkeitsrechts einen Musterprozess gegen den Piper Verlag, den sie 2004 in letzter Instanz vor dem Bundesgerichtshof auch gewann. 2011 erhielt sie den Hieronymusring des VdÜ für besondere Leistungen in der literarischen Übersetzung.