Workshop 3 – #Wertschätzung

Was sind uns gute Bücher wert?

Das Bücherfrauen-Jahresthema „Die im Dunkeln sieht man nicht“ ist ein Zitat von Bertolt Brecht, das er als Nachklapp der Moritat von Mackie Messer (in der es um den Londoner Verbrecher Macheath geht, der unzählige Frauen auf dem Gewissen hat) für die geplante Verfilmung seiner Dreigroschen-Oper geschrieben hat. Das ganze Zitat lautet:

„Denn die einen sind im Dunkeln / Und die anderen sind im Licht.
  Und man siehet die im Lichte / Die im Dunkeln sieht man nicht.“

Etwas weniger bekannt ist der Anfang der Schlussmoritat:

„Und so kommt zum guten Ende / Alles unter einen Hut
Ist das nötige Geld vorhanden / Ist das Ende meistens gut.“

Ist das nötige Geld vorhanden? Und was passiert mit denen im Dunkeln? Zu diesen Unsichtbaren gehören oft genug Lektor*innen, Korrektor*innen, Hersteller*innen, Grafiker*innen und eben auch Übersetzer*innen. Denn eine Übersetzung, heißt es, ist gelungen, wenn man nicht merkt, dass man eine Übersetzung liest. Was macht das mit der Wertschätzung der Übersetzer*innen, wie ist ihre Arbeit im Kontakt mit Autor*innen, Lektor*innen und Verlagen – und spielt es eine Rolle, dass diese Arbeit, wie auch andere Bereiche der Buchbranche, überwiegend in der Hand von Frauen liegt? Gemeinsam mit Pieke Biermann wollen wir der Frage nach fairer Bezahlung in der Buchbranche nachgehen.

Pieke Biermann ist eine Berliner Schriftstellerin, übersetzt aber auch seit Mitte der 1970er Jahre aus dem Italienischen und Englischen; in den letzten Jahren vor allem Literatur afroamerikanischer Schriftstellerinnen (Ann Petry, Gayl Jones, Fran Ross).  In den 1970er- und ’80er-Jahren war sie feministische Aktivistin in (West-)Berlin, insbesondere für die Rechte der Sexarbeiter*innen. Ihre Berliner Kriminalromane wurden in mehrere Sprachen übersetzt und drei Mal mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. 2020 bekam sie den Übersetzungspreis der Leipziger Buchmesse (für Fran Ross’ „Oreo“).